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5.6.2023 - Kulturarbeit in Krisenzeiten

Eine Runde von Botschaftern diskutierte die Rolle der Kultur in schwierigen Zeiten.

 

Mit prominenter Besetzung fand vor kurzem im Kalandahaus in Trausdorf die Podiumsdiskussion „Kulturarbeit in Krisenzeiten – Endet die Kulturarbeit in großen Krisen?“ statt. Cristina Fraile, Botschafterin des Königreichs Spanien, Aldrik Gierveld, Botschafter des Königreichs der Niederlande und Mordechai Rodgold, Botschafter des Staates Israel, folgten der gemeinsamen Einladung der Esterhazy Stiftungen und der Initiative für Demokratie, über persönliche Erfahrungen sowie die Möglichkeiten der Kulturarbeit auf diplomatischer Ebene zu sprechen. Durch den Abend führte Generalsekretär Botschafter Peter Launsky-Tieffenthal.

 

Kultur als Brückenbauer

Vor dem interessierten Publikum erinnerte der israelische Botschafter Mordechai Rodgold daran, dass Kultur dort Brücken bauen könne, wo es nur wenige Anknüpfungspunkte zwischen zwei Gesellschaften gebe. Rodgold zitierte ein Festival für israelische Kultur und Gastronomie in Marokko, mit dem es bereits 1994 gelang, den Einwohnern des arabischen Staates neue Bilder von Israel zu präsentieren. Damit war man schon 25 Jahre vor der offiziellen Aufnahme diplomatischer Beziehungen der beiden Staaten erfolgreich, eine neue Sicht des Anderen zu ermöglichen. Diese Chance, über kulturelle Aktivitäten soziale Beziehungen herzustellen, hält Rodgold für essenziell. Der Botschafter, der seit 2019 in Wien ist, bezog sich auf ein aktuelles Filmprojekt, das Jugendliche aus Österreich und Israel entwickelt haben. Die Liebesgeschichte zwischen einem österreichischen Mädchen und einem israelischen Jungen ermöglicht einen Blick auf das Verhältnis beider Länder und deren wechselhafte Geschichte.

 

Auch die spanische Botschafterin Cristina Fraile betonte die Brückenfunktion der Kultur. Sie wies darauf hin, dass es nicht nur wichtig sei, im Rahmen der Kulturdiplomatie Konzerte und Veranstaltungen zu initiieren, sondern vor allem die richtigen lokalen Partner miteinander zu verbinden, und die Ausrichtung der eigenen kulturellen Aktivitäten auf die jeweilige Gesellschaft des Landes auszurichten. Dafür gebe es verschiedene Hebel, auch die Vermittlung von Sprache spiele eine wichtige Rolle. „Kulturdiplomatie kann eine andere Art der Außenpolitik sein“, so Fraile, „vor allem dann, wenn politische Mittel nicht mehr wirken.“

Der niederländische Botschafter Aldrik Gierveld schloss sich dieser Einschätzung an und machte auch darauf aufmerksam, dass viele kulturelle Transfers unsichtbar im Alltag stattfänden, weil einem nicht unbedingt bewusst sei, dass etwa ein bestimmter Entwurf in Vorarlberg von einem holländischen Designer stamme. Für diese Art von Kulturtransfer, so Gierveld, brauche es keine Botschaften.

 

Kulturelle Transfers im Zeitenwandel

Stefan Ottrubay verwies auf die Rolle des Burgenlandes als Region vielschichtiger Beziehungen zwischen den Kulturen. Er zitierte die Oper im Steinbruch St. Margarethen, wo für die heurigen Aufführungen von Carmen Mitglieder des Ensembles aus 20 verschiedenen Nationen stammen. Auch das Fürstenhaus Esterházy habe eine historische Rolle als Sammler großer Kunstschätze und könne so als Instanz kultureller Transfers verstanden werden. Allerdings befänden sich große Teile der Schatzkammer heute in Ungarn und seien Gegenstand eines Restitutionsverfahrens. Die Esterhazy Privatstiftung fordert dem Wunsch Paul V. entsprechend, dass die Kunstobjekte der ungarischen Öffentlichkeit verfügbar gemacht werden. Ottrubay erinnerte auch an weitere kulturelle Aufgaben, die Esterhazy grenzüberschreitend übernehme. So habe man einen Wettbewerb initiiert, in dem ungarische Schüler etwa das Verhältnis der EU zu Ungarn thematisieren. Zudem verleihe man seit 2009 den „Esterhazy Art Award“, der mittlerweile nicht nur der einzige maßgebliche Kunstpreis in Ungarn sei, sondern auch eine Reihe namhafter Künstler hervorgebracht habe.

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